Ihre Strategieumsetzung: So bringen Sie Ihre PS auf die Straße

von Volker Rau | Dec. 2016

Strategieumsetzung Führung Entschlossenheit Mannschaft einbinden

„Och Mensch“ brummelt Tom vor sich hin, seines Zeichens Mitglied der Geschäftsleitung eines mittelständischen Unternehmens. „Jetzt hab‘ ich mich doch in den letzten Wochen schon so viel mit meinen Kollegen über die Strategie abstimmen müssen. Hin und her ging es. Und dann kämpft ja irgendwie jeder auch für sich selbst. Und diese Machtkämpfe um Budgets. Und immer dieses Gezerre mit dem Finanzdirektor. Der ist aber auch ein Pfennigfuchser. BOAH war DAS zäh.

Und nach diesem ganzen Theater wird jetzt auch noch von mir verlangt, die Unternehmensstrategie für meine einzelnen Bereiche herunterzubrechen. Damit bloß jeder weiß, was er machen soll, wofür er da ist und sehen kann, wo Abweichungen bei der Zielerreichung entstehen. Strategieumsetzung - Pfff! Meine Führungskräfte sind doch keine kleinen Kinder mehr, denen man alles vorkauen muss. Die müssen das selber regeln. Außerdem werden die auch für’s Mitdenken und Mitmachen bezahlt. Oder, wenn ich denen wie im letzten Jahr etwas vorgebe, entsteht wieder ein Sturm der Entrüstung bei diesen Seelchen, dass die Ziele zu ambitioniert wären etc. pp.

Klar ist: Die Leitplanken für den Weg zur Zielerreichung, für die Strategieumsetzung, sollten Sie selbst setzen! Die sind – außer es gibt triftige Gründe - nicht verhandelbar.

Ich mach‘ hier schön das Modell ‚Copy-Paste‘.  In die Zielvereinbarung bekommt jeder meine persönlichen Ziele reinkopiert und kann sich ja seinen Kram dazu denken. Und dann kontrolliert sich jeder täglich selbst. Abgerechnet wird einmal beim Halbjahres-Review und am Schluss – ZACK!“

Kennen Sie das? Ich habe schon viele solcher Gedanken laut ausgesprochen gehört: in meinen Coachings oder bei Kunden. In deren Büros, Besprechungsräumen oder Kaffeeküchen. Und ich konnte die Personen teilweise sehr gut verstehen. Erstens habe ich diese Situationen in meinen Festanstellungen selber häufig genug aus zweiter Reihe oder als Workshop-Moderator miterlebt. Und zweitens trage ich als Geschäftsführer eines Beratungsunternehmens ab und an ähnliche Gedanken in mir – ich gestehe es.

Also, wo ist der Unterschied zwischen „Nicht alles vorkauen“ und „dem Schicksal überlassen“? Also erst einmal kann man es keinem immer Recht machen. Der eine Mitarbeiter will unglaublich viel Freiheit und empfindet jede Grenze als Anmaßung seiner persönlichen Entfaltung oder Misstrauen gegenüber seiner Person und fachlichen Leistung. Der andere wiederum fordert aus übertriebenem Sicherheitsdenken für jedes Ziel einen vorgegebenen Weg, einen Prozess, eine Wenn-Dann-Regel, an der er sich wie bei einem Klettersteig am Berg entlanghangeln kann (nur, daß nicht alle Aufgaben die Herausforderung eines „Berges“ beinhalten). Und dann gibt es noch ganz viele weitere Verhaltensweisen und Bedürfnisse.

Zwischen den Leitplanken sollten aber von Etappenziel zu Etappenziel die Fahrer mit ihren Insassen für das Weiterkommen grundlegend selbst verantwortlich sein: für Spurwechsel, Tempoarten, Fahrstile, Pausen und die Zusammenarbeit sowie Stimmung im Auto.

Klar ist: Die Leitplanken für den Weg zur Zielerreichung, für die Strategieumsetzung, sollten Sie selbst setzen! Die sind – außer es gibt triftige Gründe - nicht verhandelbar. Wenn Sie sich selbst mit Ihrer Expertise, Ihrem Erfahrungswissen und Ihrer Persönlichkeit ernst nehmen, und das Ergebnis aus allem sagt „Da lang“, dann sollten Sie das auch selbstbewusst und bestimmt kommunizieren, dafür stehen und einfordern.

Zwischen den Leitplanken sollten aber von Etappenziel zu Etappenziel die Fahrer (Führungskräfte) mit ihren Insassen (Mitarbeitern) für das Weiterkommen grundlegend selbst verantwortlich sein: für Spurwechsel, Tempoarten, Fahrstile, Pausen und die Zusammenarbeit sowie Stimmung im Auto. Denn Fahrer wie Insassen haben meist die notwendige Expertise, das Erfahrungswissen und die Motivation, um von A nach B zu kommen. Sie brauchen aber ein Auto und Benzin (Tools) und müssen wissen, ob es nach Norden oder Süden geht. Und ob das Ziel in drei, sechs oder zwölf Monaten erreicht werden soll. Wenn ein Motor mal überhitzt, ein Reifen Luft verliert oder die Insassen sich so richtig in die Haare bekommen, ist auch ein Boxenstopp durch den Fahrer mal angesagt. Wenn das nicht reicht, wird der Notfalldienst (Chef oder externer Fachmann) gerufen.

Damit alle Autos auch zu der richtigen Zeit und am richtigen Ort ankommen, müssen Sie als Auftraggeber der Jahres-Ziel-Rally 2017 bei den Etappenzielen mit den Fahrern Rücksprache halten.

Damit – um bei dieser Metapher zu bleiben – alle Autos auch zu der richtigen Zeit und am richtigen Ort ankommen, müssen Sie als Auftraggeber der Jahres-Ziel-Rally 2017 bei den Etappenzielen mit den Fahrern Rücksprache halten (einen Review durchführen). Da gibt es kein Vertun. Denn auf dem Weg kann immer etwas passieren, was Sie bei der Planung vor der Rally nicht berücksichtigt haben oder nicht berücksichtigen konnten. Sie müssen also mit eventuellen Abweichungen umgehen. Dafür sollten Sie die grundlegende Strecke aber erst mal selbst klar und mit den Fahrern besprochen haben, damit diese dann im nächsten Schritt wiederum für ihre Autos und deren Insassen ihre individuellen Planungen durchführen können.

Im bisher Beschriebenen schlummert unglaublich viel Potential, um am Markt und gegenüber Wettbewerbern auf Speed zu bleiben oder diesen sogar noch zu erhöhen. Kleinunternehmern, Mittelständlern oder Konzernen empfehle ich folgende drei Schritte (und diese fallen nicht unter „Rocket Science“):

  1. Strategie: Aus den wichtigsten Zielen Maßnahmen zur Zielerreichung ableiten.

  2. Kaskadierungsprozess Top-Down: Diese Maßnahmen auf die verschiedenen Bereiche und bis auf Mitarbeiter-Ebene konsequent herunterbrechen.

  3. Reviewprozess Bottum-Up: In wöchentlichen oder monatlichen Abständen den Status der Strategieumsetzung über alle Hierarchie-Ebenen hinweg prüfen, Abweichungen feststellen und Gegenmaßnahmen ergreifen.

Auch wenn das Ganze manchmal gegen das Lustprinzip verstößt – und wenn man es das erste Mal macht auch etwas Investition bedeutet – lohnt es sich! Tom vom Anfang meines Artikels, Sie, ich und alle Vertreter einer Geschäftsführung oder des oberen Managements sollten für die Strategieumsetzung nicht die Sache schleifen lassen und irgendwann im August oder September aufschrecken und nach Mark Twain verfahren, der da sagte: „Nachdem wir das Ziel endgültig aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir unsere Anstrengungen.“

Bringen Sie Ihre PS auf die Straße! Ihre Mitarbeiter werden Ihnen dankbar sein – und Sie sich selbst auch.

(Bildquelle: 123rf.com / hxdyl / 26200235)

Bearbeiten