Wir führe ich schwarze Schafe? - 3 Tipps

von Volker Rau | Jul. 2017

Entschlossenheit Führung Umgang mit Abweichungen Kritisches Feedback Change Management

Es ist es immer das Gleiche. Immer gibt es irgendwo schwarze Schafe, die einem als Chef das Leben schwer machen und das Unternehmen oder Team unruhig werden lassen. Aber da muss man ran - in Prozessen der Strategieumsetzung oder beim Führen von Teams.

Wer unter Kollegen laut und emotional wird, weiter zu gehen bereit ist als die Anderen, erst einmal schießt und sich nur mit denen beschäftigt, die noch stehen, hat in der Berufswelt häufig genug die Aufmerksamkeit sicher und mehr oder weniger Narrenfreiheit. Denn an solche traut sich so schnell keiner ran. Zumindest nicht die friedliebenden, Harmonie liebenden Menschen. Und die auf der Basis der Vernunft, in ruhiger Tonlage Argumentierenden führen eine verlorene Schlacht. Denn es geht dem schwarzen Mitarbeiterschaf beim Anbringen seiner Argumente nicht unbedingt um das Vergleichen und Abwägen sachlogische Fakten. Es geht grundlegend eher darum, seine Meinung durchzuboxen – zur Not eben auch mit klarem/aggressiven Auftreten. Das ist dann auch nicht wirklich ein Dialog, sondern ein Monolog.

Ist der Ruf erst ruiniert, lebst sich’s vollkommen ungeniert.

Aber auch das Pendel in die andere Richtung ist uns vertraut: das Aussitzen. Der Mitarbeiter hört so gar nicht auf das, was sich der Chef von ihm wünscht oder erwartet. Er leistet passiven Widerstand. Vereinbarte Maßnahmen werden kaum oder gar nicht umgesetzt. Es herrscht Stillstand. Die Strategie heißt: Arbeit antäuschen, wenn der Chef guckt - nachlassen oder ganz aufhören, wenn der Chef nicht guckt. Oder nach dem Motto „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s vollkommen ungeniert“: gar nicht mehr verstellen, noch nicht mal Arbeit antäuschen, sein Ding machen. Einfach sagen „Nö, kann Kollege Petersen doch machen.“ Es wird schon nichts passieren… Und oft genug stimmt das auch, bzw. der Mitarbeiter hält das, was da vom Chef und Umfeld kommt, ganz locker aus, ist gar nur ein Fingerspiel für ihn. Denn die Vorteile (Arbeit nur an schönen Projekten, viel freie/ruhige Zeit im Büro, früher Schluss etc.) sind für diese Personen offensichtlich größer als die Nachteile.

Und wer sitzt nachher erschöpft, frustriert und selbstzweifelnd in seinem Chefbüro und denkt „Das gibt’s doch nicht.“, geißelt sich zudem, wenn ein übertrieben hoher und unrealistischer Anspruch besteht, den Mitarbeiter doch zur freudigen, emsigen Mitarbeit zu motivieren? Sicherlich nicht das schwarze Schaf. Das ist mit Energie aufgeladen - hat es doch wieder geschafft, dass es keine Lösung gibt, obwohl der Andere kurzfristig alles versucht hat, was möglich ist. „ÄTSCH, gewonnen!“ denkt sich das schwarze Schaf. Die eingesetzte Energie fließt wie bei einem Tropf von Weiß zu Schwarz über. Weiß ist ausgelaugt, Schwarz top fit.

Oder es ist gar keine Art Wettkampf für diese Person, sie hat eben nur mal kurz zum Chef oder Kollegen „Nein“ gesagt. Fertig. Sonst noch was? Und wendet sich anderen Dingen zu. Ganz in der Routine, ganz sicher und ganz sicherlich nicht mit schlechtem Gewissen.

 

3 TIPPS ZUM UMGANG MIT SCHWARZEN SCHAFEN

 

1. Rechtzeitig Ansprechen

Wenn Mitarbeiter lange Zeit - teilweise über Jahre oder Jahrzehnte - kein oder kaum kritisches Feedback erhalten, dann muss man sich nicht wundern, wenn keine Verhaltensänderung eintritt. Der Mitarbeiter weiß vielleicht gar nicht, dass es anders gewünscht ist, wie soll er sich dann ändern. Vielleicht denkt er sogar, alles ist OK oder es ist gerade gut so wie er sich verhält. Die Firmenkultur hat ihn sogar bestärkt in seinem Verhalten. Vielleicht wurde es auch genau so und nicht anders damals von einem seiner vorherigen Chefs gefordert. Oder er weiß, dass sein Verhalten nicht astrein ist. Aber so wie es ist, ist es vielleicht auch bequem, und er hat sich eingerichtet. Wenn Chefs dann was Kritisches sagen, ist das gern mal nur ein laues Lüftchen. Führung wird da eher angetäuscht. Der Chef kann sich aber erleichtert dem Tagesgeschäft zuwenden, denn er hat ja was gesagt. Dabei betrügt er sich und sein Umfeld mit der Annahme, ein erster Warnschuss wäre abgefeuert und auch gehört worden (was eher nicht stimmt; bzw. gehört: „vielleicht“, verändert: „nein“).

 

2. Konsequent Handeln

Wenn Dinge kritisch angesprochen werden, findet meist keine sofortige Verhaltensänderung in die gewünschte Richtung statt. Das muss nichts mit bösem Willen zu tun haben (kann, muss aber nicht). Wir kennen das von uns allen: Leben wir ein Verhalten schon Jahre lang, vielleicht schon von Kindesbeinen an, sitzt das tief in einem drin. Die Macht der Gewohnheit ist häufig stärker. Das Strohfeuer erlischt.

Wenn das gewünschte Verhalten sich nicht zeigt, muss konsequent gehandelt werden. Und diese Konsequenzen werden optimaler Weise auch vorher genannt. Eskalationsstufen sind für alle transparent. Keiner braucht sich darüber zu wundern, dass nun A oder B passiert. Die Chance zur Selbststeuerung bei klaren Rahmenbedingungen ist für den Mitarbeiter gegeben. Wer hier aber nachlässt oder die Situation kleinredet, verwässert oder negiert, der hat selber schuld, wenn das unerwünschte Verhalten zu gegebener Zeit wieder aufpoppt. Dann grüßt das Murmeltier wieder täglich.

 

3. Dranbleiben bis zum Schluss

Wer rechtzeitig anspricht und konsequent handelt, kann trotzdem einen langen Weg vor sich haben. Wie gerne würden man auf halber Strecke sagen „Nun ist es aber auch genug, ich habe ja auch noch anderes zu tun.“ Aber hier muss man dran bleiben. Es gilt die Regel „Wer zuerst zuckt, verliert.“

Wer zuerst zuckt, verliert.

Allerdings sei hier auch gesagt, dass  - wenn der Chef das schwarze Schaf trotz aller gemachten Hausaufgaben nicht zu packen bekommt – er sich auf die grauen und weißen Schafe fokussieren sollte. Denn der notwendige Aufwand steht dann in keinem Verhältnis mehr zum Resultat. Das wissen auch die anderen Kollegen und Mitarbeiter.

Hilfe und Entlastung bietet auch immer der Austausch mit der Personalabteilung. Was ist machbar, welches Vorgehen muss ich einhalten, was muss ich schriftlich festhalten, damit das auch im Worst Case vor dem Arbeitsgericht stand hält? Wenn das von schwarz auf grau gewechselte Schaf wieder schwarz wird und keine Konsequenzen spürt, denken sich graue wie auch weiße(!) Schafe erstens „Wie ungerecht!“ und zweitens „Och, wenn der damit durchkommt, kann ich das ja auch so machen.“ Und dann gute Nacht bei der Umsetzung der Abteilungsziele und dem seelischen Wohlbefinden.

 

Führen ist wahrlich nicht immer leicht, aber Führen bei Schönwetter kann jeder. Es braucht eben auch den Mut und die Haltung, Dinge kritisch, klar, rechtzeitig und konsequent anzusprechen. Und das ist dann nichts Besonderes, das wird von einer Führungskraft erwartet. Im Gegenzug gibt es dafür eben auch formal mehr Gehalt, Aufmerksamkeit oder Macht. Und als nicht ganz unwesentlicher Nebeneffekt funktioniert das Team besser, es geht fairer zu und das eigene Leben als Chef gestaltet sich angenehmer.

Viele Grüße und frohes Schaffen, Volker Rau

(Bildquelle: 123rf.com / majo1122331 / 42583833)

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