„Dieser Idiot!“ - Über den Umgang mit Ent-Täuschungen.

von Volker Rau | Jun. 2018

Enttäuschung Selbstmanagement Führung

Kennen Sie das? Sie nehmen sich etwas vor, haben Spaß und Interesse daran, geben Vollgas, erhoffen sich durch das Erreichen Ihres Ziels Wertschätzung, Aufmerksamkeit, Umsatz oder „einfach“ nur den Ausbau Ihrer Kompetenz und inneres Wachstum…, und dann geht es in die Hose. Aus unterschiedlichsten Gründen. Sie können die Lorbeeren Ihrer Bemühungen nicht ernten. Alles umsonst.

Dann regiert erst einmal Ihr Herz (und erst danach der Verstand): Sie sind wütend, frustriert, unzufrieden oder traurig. Fühlen sich unverstanden, abgelehnt, missverstanden, gekränkt, ohnmächtig, hadern mit dem Schicksal. Eine mögliche Reaktion, die uns aber langfristig nicht weiterhilft und uns nicht gut tut: Wir werten den Inhalt oder die Person ab, die für die Enttäuschung aus unserer Sicht verantwortlich ist. Damit geht es uns selbst besser. Wir können den Schock erst einmal besser verarbeiten. Wir müssen nicht uns selbst ändern, an uns arbeiten, sondern der Andere hat Schuld und muss sich ändern. Zudem wahren wir in dieser (manchmal überaus stark an den Haaren herbeigezogenen Fassung) unser Gesicht - wenn nicht vor anderen, dann zumindest vor uns selbst.

Wie zum Beispiel der Fussball-Nationalspieler Sandro Wagner. Als er aus dem Kader für die am diesen Donnerstag startende Weltmeisterschaft in Russland aussortiert wurde, waren seine Worte: „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich nicht enttäuscht bin. Die WM wäre eine tolle Sache gewesen. Ernst nehmen kann ich das natürlich nicht …“ Aber wer kennt das nicht. Es ist allzu menschlich. Trotzdem wird niemand dadurch besser, dass er andere oder sich selbst schlecht macht.

Enttäuschungen gehören zum Leben dazu. Dies hat gerade mal wieder US Präsident Donald Trump beim G7-Gipfel gezeigt. Das private, berufliche oder politische Miteinander ist von uns eben nur teilweise kontrollierbar. Daher besteht immer ein Risiko auf dem Weg zur persönlichen Zielerreichung. Weil auch von anderen eine Entscheidung abhängt oder ich meine Chancen zu positiv einschätze. Das vergessen wir aber häufiger mal, so dass wir dann eine Ent-Täuschung erleben.

Aber ganz egal, welche Ursache eine Enttäuschung hat, sie ist fast nie so schlimm, wie sie zu Beginn erscheint.Vielleicht ist bei den folgenden Impulsen etwas für Sie dabei, um damit besser umgehen zu können:

  1. Lassen Sie Ihre Gefühle raus (ohne bei dem Anderen nachzutreten).
  2. Geben Sie sich nicht leichtfertig selbst die Schuld.
  3. Ändern Sie Ihren Blickwinkel.
  4. Seien Sie dankbar für das, was Sie haben.
  5. Passen Sie Ihre Erwartungen an.
  6. Verweilen Sie nicht zu lange in der Frustphase.
  7. Strengen Sie sich an, auch die guten Seiten zu sehen.
  8. Nehmen Sie sich ggf. eine Auszeit.
  9. Versuchen Sie die Situation zu akzeptieren.
  10. Entwerfen Sie einen neuen Plan (und kommen somit wieder in die Selbststeuerung/Aktivität).
  11. Fragen Sie nach Ratschlägen und Ideen.
  12. Seien Sie offen für neue Gelegenheiten.
  13. Lernen Sie aus Ihren Fehlern.
  14. Beschäftigen Sie sich nicht damit, was alles passieren „könnte”.
  15. Bewahren Sie Ihre Hoffnung.
  16. Kennen Sie Ihren Wert.
  17. Nehmen Sie sich Zeit, sich was Gutes zu tun und für Personen, die Ihnen gut tun.

Oder berücksichtigen Sie die Antwort von Frankfurts Fußball-Trainer Dragoslav Stepanovic 1982 beim Verlust der Meisterschaft auf die Frage eines Reporters: “Herr Stepanovic, die Eintracht ist nicht Meister geworden. Was sagen Sie dazu? Ist das eine Katastrophe für Sie und die Mannschaft? Wie fühlen Sie sich?”. Er antwortete: “Lebbe geht weider.”

 

(Bildquelle: 123rf.com / adamgregor / 12308420)

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