Alles immer so schlimm? Dann raus aus der Opferrolle!

von Volker Rau | Jul. 2018

Selbststeuerung Lösungsorientierung LebenInDieHandNehmen

„Immer ich! Das ist so unfair. Mein Chef drückt mir die miesen Aufgaben aufs Auge. Die anderen Kollegen bekommen immer tolle Projekte, und ich mache nur den Orgakram.“ Kennen Sie das? Ein Kollege beschwert sich in regelmäßigen Abständen, dass er ungerecht behandelt wird. Nur ihm allein geht es so in der Abteilung – sagt er. Er hat ständig Pech, steht im Regen. Alle anderen werden von der Sonne geküsst, haben tolle Jobs, sind erfolgreich. Aber er hat es besonders schwer, weil er keine Chance vom Chef bekommt, weil er übergangen wird bei der Jobvergabe. Keine Gehaltserhöhung bekommt. Ist da was dran? Wird er benachteiligt? Ist er ein Opfer?

In fast jedem Kollegenkreis (und Privatumfeld) scheint es diese eine Person zu geben, die (zu) oft mit ihrem Schicksal hadert, die in wiederkehrenden Abständen nach Hilfe schreit. Beinahe ein Profi-Jammerer… Die Rollen scheinen eindeutig vergeben zu sein. Hier das Opfer. Dort der Täter, der die Schuld trägt für das Geschehene. Für das Unglück, das dem Kollegen widerfahren ist. Für das er nichts kann. Oder doch? Denn Opfer sein ist auch eine starke, eine „schöne“ Rolle, weil sie für viel Aufmerksamkeit sorgt und die anderen sich bewegen sollen, nicht man selbst.

Sie finden diese Worte hart? Mag sein, aber ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass manchmal die halbe Abteilung um diese eine Person rotiert, sich ein Bein ausreißt, um Beistand leisten zu können, neben den eigenen Problemen, neben der eigenen Arbeit, neben den eigenen Belastungen mit Familie und Freunden. Im Extrem ist das dann manchmal so wie in einer Irrenanstalt – viele Pfleger um einen Irren. Und: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.“ So abgedroschen die Sprüche aus Omas Zeiten klingen mögen, ein Fünkchen Wahrheit steckt dennoch darin. Denn trotz aller Mühe, Pflege und Empathie: Das „Opfer“ kann eine Liste mit persönlichen Ungerechtigkeit ihr Eigen nennen und 1001 Begründung liefern, weswegen alle angeboten Tipps sowieso nicht ziehen werden. Und so sieht es sich bestätigt nach dem Motto: „Siehste – alle Eure Hinweise helfen nicht. Damit liegt der Beweis vor: Mein Chef gibt mir keine Anerkennung, und ich kann da nix machen.“ (muss mich also nicht bewegen, muss nicht aus meiner Komfort-Zone heraus, kann im vertrauten Elend bleiben). Sie selbst können den Kollegen mental stützen, sein Selbstvertrauen stärken. Für ihn da sein. Aber ihn eben auch in der Selbstverantwortung lassen und nicht in die Übertreibung gehen und zur Mutter Theresa mutieren.

Jeder steckt mal in der Situation, in der man vom Pech verfolgt zu sein scheint, ungerecht behandelt wird, bedröppelt dasteht und sich auch mal gerne im Selbstmitleid suhlt. Kein Problem, wenn man irgendwann selbst die Kurve kriegt und sich wieder aus der Sch… zieht. Der kleine aber feine Unterschied zwischen der selbst auferlegten Opferrolle und einer gesunden Haltung zum Leben, der liegt darin, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und sich nicht dem Schicksal zu ergeben – nicht in der passiven Rolle zu erstarren, sondern in die Selbststeuerung zu gehen (wenn es manchmal im Leben ganz schlecht läuft, dann ist dieser Anteil gering, aber es gibt ihn dennoch). Stattdessen ist es wichtig, sich selbst ernst zu nehmen und Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen.

Wenn die Probleme mal wieder überhandnehmen sollten, dann kann folgendes helfen: Bei jedem negativen Gedanken innerlich „Stopp!“ sagen und bewusst den negativen Gedanken in etwas Positives umdrehen. Wenn der innere Schweinehund sagt: „Ich schaffe das Projekt nicht!“ daraus den positiven Satz machen: „Ich zerlege das Projekt in drei kleine Teilprojekte, dann behalte ich besser den Überblick.“ Oder mal deutlicher – nicht unhöflich – auf eigene Grenzen hinweisen oder überhaupt das erste Mal setzen. Zum Beispiel so etwas wie: „Ja, ich kann verstehen, dass dieses Arbeitspaket wichtig ist, und ich bin leider trotzdem bis oben hin voll und kann das nicht erledigen – außer lieber Chef, sie priorisieren um.“

Der Anfang ist bereits gemacht, wenn Sie etwas anders machen als zuvor. Denn ansonsten „grüßt täglich das Murmeltier“. Wenn Sie etwas anderes machen, ist das der erste Schritt, um das System, die Situation zu verändern und sich selbst aus der Opferrolle zu befreien.

In diesem Sinne: Wenn für Sie ein Impuls dabei ist - viel Erfolg bei der Umsetzung, viel Erfolg im entscheidenden Moment.

______________________________________________________________________________________

► Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema? Wie hat Ihnen der Artikel gefallen? Schreiben Sie uns in den Kommentaren!

► Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, freuen wir uns auf Ihren “👍” und Ihren Kommentar. Teilen Sie den Artikel gerne auch mit Ihren Kollegen, Freunden oder Verwandten!

► Schauen Sie auf unserer Internet-Startseite vorbei, wo Sie unsere Leistungen und aktuellen Termine finden und unsere Blog-Beiräge abonnieren können!

► Folgen Sie KEYPLAY auf Youtube, Facebook, Twitter, Instagram oder Volker Rau auf LinkedIn oder XING!

(Bildquelle: 123rf.com / zinkevych/ 103607949)

Bearbeiten