Midlife-Crisis? Ruhig Blut. Es ist nur wieder mal die Frage nach dem Sinn.

von Volker Rau | Oct. 2018

Midlife Crisis Selbstführung Orientierungsphase Lebensabschnitt

Kennen Sie das? Sie haben plötzlich das Bedürfnis nicht mehr 0815 zu sein, Sie wollen sich jung und up-to-date fühlen. Alles soll, nein, es muss neu und anders werden. Gedeckte Farben sind nicht mehr Ihr Ding, auffallen ist die Devise. Da traut man sich als Mann auch mal an poppige Farben ran, Frauen opfern ihr mittellanges Haar für eine trendige Kurzhaarfrisur. Im Privatleben wird endlich mal wieder Vollgas gegeben. Die Party endet nicht mehr um ein Uhr, weil man ja sonst nichts mehr vom Wochenende hat. Durchfeiern ist (wieder) angesagt, wie mit Anfang zwanzig. Auch der Alkoholpegel wird auf der Party nicht ständig kontrolliert, wie man das sonst im mittleren Alter schon mal tut, wo Mann oder Frau massiven Respekt vor einem möglichen Kater hat. Es ist ja nicht mehr mit einem Tag still vor sich hin Leiden getan. Und endlich mal wieder tanzen gehen. Vergessen sind die üblen Ü30 Partys, bei denen man sich über schlechte Musik ärgert und fragt: „Warum spielt der DJ nur 80er Jahre Mucke? Ist der in einer Zeitschleife kleben geblieben?“ Oder der Marathon, Quatsch, der Triathlon. Und mit allen Gadgets, die es zu kaufen gibt. Ist doch klar.

Bei der Arbeit stattdessen geben Sie nicht mehr Ihr Äußerstes, lassen auch mal fünfe gerade sein: „Soll doch der Kollege den Bericht zu Ende schreiben!“ Das wechselt sich ab mit: „Muss man wirklich bei allen Meetings dabei sein?“ und „Warum soll ich gerade heute länger im Büro sitzen? Wo draußen doch so schönes Wetter ist.“ Das kann gut gehen. Aber wenn der Chef sie auf ihre nachlassende Arbeitsleistung anspricht und Sie ihm ein saloppes „Chill mal deine Base!“ oder „Check dich slow“ entgegnen, ja spätestens dann sollten Sie kurz innehalten und sich fragen, ob Sie noch Sie selbst sind oder ob Sie sich in ihrem Jugendwahn verheddert haben.

Bekannt sind diese Symptome bei 40 bis 50jährigen gemeinhin als „Midlife-Crisis.“ Und eigentlich darf man die Symptome auch nicht Symptome nennen, sondern schlimmstenfalls Merkmale, weil es sich nicht um eine psychische Erkrankung handelt. Es handelt sich schlichtweg wieder mal um eine Suche nach dem Sinn. Man ist in einer Orientierungsphase, da vielleicht ein neuer Lebensabschnitt beginnt. In der Mitte des Lebens gibt es diese hellen Momente, in denen Mann und Frau sich Gedanken über den Ist-Zustand des eigenen Seins macht. „Wo stehe ich?“, „Was habe ich geschafft?“ und „Wo will ich hin?“ Vielleicht kommt die unangenehme Erkenntnis hinzu, was man eben NICHT erreicht hat im Leben oder in dem letzten Lebensabschnitt. Wirklich unschön – wie sich das manchmal anfühlt. Während man sein bisheriges Leben Revue passieren lässt, kommt der Gedanke auf, die Lebensmitte ist bereits erreicht. Mmh! „Ich habe weniger als die Hälfte meines Lebens vor mir.“ Und dann: Aus die Maus und Ende!

Doch Achtung. Denn wer sich in dieser Orientierungsphase hängen lässt und sich selbst bemitleidet, lässt beruflich und privat auch mal gerne die Zügel schleifen. Lässt sich hängen. Bewertet das, was man erreicht hat, als negativ. Und nervt damit Kollegen und Chefs mit schlechter Laune und schlechter Performance. Und auch den Partner, der das vielleicht alles ein klein wenig anders sieht. Weiß, dass die letzten Jahre kein Zuckerschlecken waren, aber man sich eben bewusst FÜR bspw. Kinder und Karriere entschieden hat und KEIN Opfer der Umstände war und ist.

Stattdessen könnte eine neutrale oder sogar positive Betrachtung mehr bringen, weitaus mehr. Also raus aus der Negativspirale. Das Problem liegt bei allen Versuchen der Erneuerung nicht im Umfeld, sondern die Unzufriedenheit liegt in einem selbst. Und sich selbst muss man nichts mehr beweisen. Warum also die Zeit mit Selbstkritik und Unzufriedenheit verplempern? Von Barbara Sher, einer amerikanischen Bestsellerautorin, stammt der Spruch: „Keep calm – it´s only a Midlife-Crisis!“ Die Betonung liegt hierbei auf dem „only“. Denn mit einer durchweg positiven Einstellung tritt Sher der Angst vor dem Älterwerden entgegen und bringt es auf den Punkt. Denn die Autorin sagt, man solle sich von der „Illusion der Jugend und Schönheit“ verabschieden. Denn: „Erst jetzt kommt unser wahres Selbst zum Vorschein – in der zweiten Lebenshälfte.“

Und hier ein paar weitere Tipps zur Selbstführung, Zukunfts- und Lösungsorientierung:

  • Ziehen Sie Bilanz: Welche Lebensziele haben/hatten Sie? Was haben Sie erreicht, was nicht? Was ist Ihnen wirklich wichtig?
  • Machen Sie sich klar, warum Sie sich rückblickend FÜR etwas entschieden haben (wissend, dass man dafür manchmal zu anderen Dingen eben auch „nein“ sagen musste). Nehmen Sie sich als Entscheider und nicht als Opfer wahr.
  • Machen Sie sich darüber Gedanken, was Ihnen genau zu Ihrer Zufriedenheit, Selbstwirksamkeit und Sinnerfüllung fehlt. Überprüfen Sie sich dann, wie der Weg dahin aussehen könnte und gehen Sie ihn an. Seien Sie dabei mutig – in der Komfortzone bleiben kann jeder …
  • Tauschen Sie sich mit vertrauten Personen darüber aus. Vielleicht haben diese noch Ideen, motivieren Sie oder teilen Ihr Gefühl. Das macht es manchmal schon etwas leichter - mit der Empfindung: „Ich bin nicht allein mit diesen Gedanken.“

In diesem Sinne: Wenn etwas für Sie dabei war, dann wünschen wir Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung, viel Erfolg im entscheidenden Moment.

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(Bildquelle: 123rf.com / *JrgStber / 41097290)*

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