VUCA was? Führungskräfte zwischen gestern und morgen

von Volker Rau | Jan. 2019

Zielsetzung Mitarbeiterführung Führungskultur Unternehmensstrategie Kommunikation

Kennen Sie das? Ihre Eltern oder Großeltern erzählen Ihnen, wie sie als Mitarbeiter früher von ihrem Chef behandelt wurden. Eine gewissen Strenge gehörte dazu, dazu ein stark ausgeprägtes Hierarchiegefüge. Private Gespräche waren eher nicht erwünscht. Der Chef gab Anweisungen und das war‘s mit dem persönlichen Kontakt. Wie sich das wohl angefühlt hat? Stimmt! Das klingt nach Steinzeit und seitdem hat sich in vielen Unternehmen einiges getan. Aber hat sich alles zum Positiven entwickelt?

Manch eine Firma sieht großen Handlungsbedarf in Hinblick auf ihre Mitarbeiter- und Arbeitsstrukturen. Und überprüft dabei auch die Aufgabengebiete und Qualifikationen der Führungskräfte. Um diese in Angriff zu nehmen, reden Consulting-Agenturen und Business-Experten in den letzten Jahren von der „VUCA-World“. Oder auf deutsch „VUKA-Welt“. Das Akronym steht für: Volatilität (Schwankungen), Ungewissheit, Komplexität und Ambiguität (Mehrdeutigkeit). Dabei stehen die Worte nicht jedes für sich, sondern es geht um die Wechselwirkung zueinander, der Einfluss, den jedes auf das andere hat.

„Wir arbeiten in einer VUKA-Welt!“ Was soll man sich darunter vorstellen?Dafür übertragen wir die Schlagworte in die Praxis. Flüchtigkeit/Schwankungen:Mitarbeiter bleiben nicht immer jahrelang in ein und demselben Unternehmen. Daher ist eine größere Fluktuation in Teams gängig und Chefs müssen sich damit auseinandersetzen, diese neuen Mitarbeiter zu integrieren. Ungewissheit/Unsicherheitgibt es z. B. im Aktienmarkt bei Kursen, was wiederum Einfluss nimmt auf den Finanzsektor. Dank der Digitalisierung hat zudem der Anteil der Face-to-Face-Kommunikation abgenommen. Auch hier gilt es als Führungskraft darauf einzugehen und den Kontakt zum Mitarbeiter zu halten, der z. B. im Home-Office arbeitet. Das ist eine Aufgabe von hoher Komplexität. Dazu kommt, dass Kommunikation nicht immer eindeutig ist, durch die Mehrdeutigkeit kommt es zu Missverständnissen. Um als Führungskraft diese Aufgaben mehr als zufriedenstellend zu erfüllen, bedarf es besonderer Eigenschaften. 

Was sollten Führungskräfte in der VUKA-Welt als Expertise aufweisen?

 
Sozial-Kompetenz einsetzen, den Mitarbeiter auch als Person wahrnehmen 

Anders als früher wollen die Mitarbeiter nicht nur verwaltet werden, sie wollen als Menschen gesehen werden (vs. nur als Arbeits-Ressource). Daher gilt für den Chef, nicht nur Fachwissen zu beweisen, sondern auch Sozial-Kompetenz. Daher ist es von Vorteil, wenn man ein Menschenfreund ist. Soll heißen: Es fällt dem Chef leichter, sich mit den Marotten, persönlichen Anliegen und Problemen im Arbeitsumfeld der Mitarbeiter zu befassen, wenn er sich gerne mit Menschen auseinandersetzt. Warum es heute als so wichtig erachtet wird, dass das persönliche Umfeld für die Mitarbeiter stimmt? Drehen wir den Spieß mal um! Sie bewerben sich bei einer Firma und bei dem Bewerbungsgespräch merken Sie schon, dass Sie keinen Draht zu Ihrem potentiellen Vorgesetzten haben. Er ist Ihnen unsympathisch. Obwohl das Aufgabenfeld zu Ihnen passt, würden Sie doch lieber bei einer Firma arbeiten, wo eine gute persönliche Basis zu ihrem Chef vorhanden ist – stimmt´s? Heute wird die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen ernster genommen und diese zu bewahren, das soll Aufgabe der Führungskräfte sein.

Auf Augenhöhe agieren 

Dem Chef die Tür aufhalten und dabei einen Diener machen, das war gestern. Führungskräfte verabschieden sich besser von ihrem Statusdenken. Stattdessen ist es ihre Aufgabe, die Grundlage für Transparenz und gegenseitiges Vertrauen zu schaffen und damit die Basis für ein gutes Arbeitsklima. Es steckt der Grundgedanke dahinter, dass der Chef nicht alles kontrollieren muss was das Team macht und gleichzeitig selbst offen legt, was er tut und welche Ziele er verfolgt. Um das zu verwirklichen, werden neue Arbeitsmodelle eingeführt, wie Home-Office, agiles Arbeiten, Vertrauensarbeitszeit.

Vertrauen investieren 

Die Einstellung der Führungskraft zu seinen Mitarbeitern spiegelt sich auch wider in dem Vertrauensverhältnis zueinander. Steht der Chef kritisch zu seinem Team und glaubt, sie könnten hinter seinem Rücken den Vorrat an Büromaterial für private Zwecke missbrauchen? Oder ist er sich sicher, dass die Freude an der Arbeit überwiegt und sein Team sich mit seiner Arbeit identifiziert? Hier kommt sein eigenes Menschenbild zum Tragen. Ist die Arbeit nur Mittel zum Zweck und es geht allein ums Geld verdienen? Klar ist in jedem Fall: Die Zügel locker lassen kann nur ein Leader, der nicht dem Kontrollwahn verfallen ist, sondern erst einmal Vertrauen in die Arbeit seiner Mitarbeiter investiert (ohne natürlich blauäugig zu sein, man kennt ja seine Pappenheimer …).

Feedback geben und einholen 

Lediglich alle sechs Monate ein Feedbackgespräch - diese Art von Mitarbeiterführung reicht heute nicht mehr aus. Besonders junge Menschen sind es von den Sozialen Medien gewohnt, (fast) täglich ihr Feedback abzuholen, indem sie die Like-Buttons und Kommentare ihrer Follower lesen. Auch im Beruf kann ein wöchentliches Feedback notwendig sein, beispielsweise wenn das Modell „Agiles Arbeiten“ angewandt wird. Um sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten, braucht man die Rückmeldung der Teampartner. Und auch die Art und Weise, wie das Feedback an den Mann oder die Frau gebracht wird, ist entscheidend. Der Ton macht die Musik, also nicht nur Kritik üben, sondern auch konkrete Hinweise geben darauf, in welchen Bereichen der Mitarbeiter etwas anders machen soll/kann. Erst dann gibt man dem Mitarbeiter die Möglichkeit, sich zu verbessern und sich weiter zu entwickeln. 

Früh und dauerhaft kommunizieren 

Besonders den Deutschen wird nachgesagt, dass sie problemorientiert denken und auf den Schwierigkeiten oder Fehlern noch lange herumreiten, anstatt sie einfach abzuhaken und nach einer Lösung zu suchen. Der Bereich der Problemlösung kann durch die Führungskraft durch intensive Kommunikation mit den Mitarbeitern ausgeglichen werden. Eine frühzeitige Kontaktaufnahme ist von Vorteil, also nicht erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, sondern wenn erste Anzeichen da sind, dass vielleicht ein Termin nicht eingehalten werden kann. Die Kommunikation des Leaders bezieht sich auch auf dessen Arbeit. Teilt die Führungskraft beispielsweise am Anfang des Jahres die Durchbruchsziele mit und die dazugehörige Strategie des Unternehmens, ist es sinnvoll, wenn er auch erklärt, warum das so geplant ist. Nur so können die Mitarbeiter die Ziele auch verinnerlichen. Sonst haben sie den Brocken nur geschluckt, aber nicht unbedingt verstanden.

Und? Hat sich nun alles zum Positiven entwickelt? Der gute alte patriarchalische Führungsstil hat immer noch seine Berechtigung da, wo es für Unternehmenskultur, Produkt oder Kundenstamm eben passt. Man muss als Führungskraft nach wie vor situativ führen. Und da, wo ein anderes Führen notwendig ist, eines der VUKA-Welt mehr entsprechendes, sollte man eben auch als Führungskraft anders unterwegs sein. Dabei gilt es, dass man das „andere“ nicht übertreibt, denn: In der Übertreibung liegt das Gift.

In diesem Sinne: Wenn etwas für Sie dabei war, dann wünschen wir Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung, viel Erfolg im entscheidenden Moment.

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(Bildquelle: 123rf.com /110097154/bimdeedee)*

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