Kollege? Ja. Freund? Ja. Gibt es Regeln für Freulegen?

von Volker Rau | Feb. 2019

Selbstführung Mitarbeiterbindung Firmen Interna Privatleben Führungskultur

Kennen Sie das? Eine Kollegin lädt ihr gesamtes Team zum Geburtstag ein. Nach einigen Gläsern Bier löst sich bei den Beteiligten die Zunge. Es wird gelacht, Anekdoten aus der Firma erzählt. Aus einer Laune heraus erzählen Sie ihren Kollegen einige Interna. Kleine Geheimnisse, die bei der letzten Projektbesprechung gefallen sind. Zukünftige Strategien, ein Zulieferer, der von dem Projekt kurzfristig abgesprungen ist. Sie sind Mittelpunkt der Runde. Ein toller Abend! Am nächsten Morgen jedoch kommen Sie ins Grübeln. „Durfte ich diese Informationen an meine Kollegen weitergeben? Wenn das mein Chef erfährt…“ Upps!

Nicht immer leicht, Job und Privatleben voneinander zu trennen. Wenn man einen Kollegen nett findet, ist es nur zu verständlich, dass man auf die Idee kommt, auch privat was Trinken zu gehen. Hat man eine persönliche Basis zueinander, kann man oftmals auch besser miteinander arbeiten. Es ist nicht ganz so förmlich und vermittelt einem das Gefühl von Nähe.

Die Grenzen zwischen Privatleben und Beruflichem sind nicht mehr so markant, wie es früher einmal war. Sowohl von der Sprache her als auch von der Optik. In manchen Branchen ist es Usus, jeden in der Firma zu duzen, von der Putzfrau bis hin zum Geschäftsführer. Respektbekundungen gegenüber dem Chef sind kaum mehr notwendig, eine spezielle Titulierung bei der Ansprache selten gebräuchlich, wie: „Kann ich noch etwas für Sie tun, Herr Direktor?“ Die Freizeitkleidung trägt man auch bei der Arbeit, die Branchen mit Berufskleidung nehmen langsam ab. So fühlt sich Arbeit nicht immer wie Arbeit an, wenn man in Jeans und Sneaker im Büro sitzt.

Der Nachteil an Freulegen ist, wie die Mischung aus Kollegen und Freunden auch scherzhaft genannt wird - wo liegen die Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben? In dem geschilderten Fall: Wieviel darf ich der Freulegin sagen, welche Geheimhaltungspflichten muss ich beachten? In manchen Firmen ist es sogar üblich, bezüglich mancher Themen eine Verschwiegenheitsklausel vertraglich festzulegen – zum Beispiel für die Höhe des Gehalts! Die Feststellung: „Warum verdienst du 400 Euro mehr im Monat als ich!?“ kann zu Neid zwischen den Kollegen führen. Wenn es einmal offen ausgesprochen ist, dann ist es bereits zu spät. So spießig es auch klingen mag: Es kann von Vorteil sein, zu manchen Themen zu schweigen. Einfach nichts sagen! Dann kann es auch keinen Keil zwischen die Kollegen treiben. 

Ein weiteres Problem ist das Auftreten der Kollegen in beiden Welten. Ist die Hemmschwelle erst einmal gesunken, weil man sich privat auf einen Drink oder bei einer Veranstaltung getroffen hat, wird es manchmal schwierig, angemessen - soll heißen - sachlich und fokussiert, in einem Meeting über die „Halbjahres-Statistik“ zu diskutieren. Wie löst man Probleme, äußert Kritik, wenn die Freulegin ein Hybrid-Wesen ist – nicht zuzuordnen ist, ob privat oder beruflich. Wie geht das? Nicht persönlich werden! Wenn man zu viel von Kollegen erfährt über deren Privatleben, gibt es oftmals kein Zurück mehr. Es lässt sich keine Grenze mehr ziehen. Im Klartext: Wie sagt man der Kollegin, dass man doch nur auf beruflicher Ebene Kontakt haben möchte, um keine Informationen über Ehe, Sexualleben, Familienkrankheiten zu bekommen. Knifflig!

Jeder scheint unterschiedlich an die Kollegen heranzugehen. Da gibt es diejenigen, die resolut sagt: „Statt Firmenkollegen privat zu treffen, habe ich einen großen Freundeskreis.“ Eine klare Trennung wird vorgezogen. Andere bauen sich strategisch ein berufliches Netzwerk auf und vertrauen darauf, dass der Kollege ein Freund mit Nutzen sei, weil er der Karriere dienlich sein könnte. Wenn Sie unsicher sind, für welche Variante Sie sich entscheiden wollen: Überlegen Sie, ob der Job der Mittelpunkt des Lebens werden/bleiben darf oder nicht. Seien Sie sich im Klaren darüber: Wenn Sie sich für die Freulegen entscheiden, können Sie das Berufsleben nicht aus ihrer Freizeit raushalten.

Diese Tipps machen den Umgang mit Freulegen leichter:

  • Verschwiegenheit bei Firmen-Interna
  • Manche Tabus beachten, wie das Lästern über den Chef oder Mitarbeiter – die Welt ist klein, auch wenn Tratschen Spaß macht und Aufmerksamkeit bringt
  • Flache Hierarchien dürfen nicht der Startschuss sein für Grenzüberschreitungen, wie unangemessenes Benehmen
  • Die Qualität der Arbeit sollte Vorrang haben vor der Qualität der Beziehung zum Kollegen 
  • Vorsicht bei Feiern! Wer weiß, was man so sagt, nach dem einen Glas zu viel
  • Und Firmenveranstaltungen ggf. früher verlassen, bevor es zu „privat“ wird

 

In diesem Sinne: Wenn etwas für Sie dabei war, dann wünschen wir Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung, viel Erfolg im entscheidenden Moment.

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(Bildquelle: 123rf.com/49441859/rawpixel)*

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